Dokumentation SWMT 2020 Villingen-Schwenningen

Social Entrepreneurship: neue Chancen durch innovative Geschäftsmodelle

Neue Software-Funktionalitäten zur Abbildung aktueller Vorgaben des Gesetzgebers, frische Ideen für eine befriedigende Arbeit in einer modernen, digitalisierten Welt und - ganz gemäß dem Titel der Veranstaltung „Social Entrepreneurship: Neue Chancen durch innovative Geschäftsmodelle“ – die 2. Sozialwirtschaftliche Managementtagung konnte am 26. März coronabedingt leider nicht mehr in der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen stattfinden. Der letztlich gefundene Ausweichtermin am 17. September zeigte dann den Teilnehmerinnen und Teilnehmern jedoch variantenreich die heutigen Herausforderungen in der Sozialbranche auf. Zum Auftakt in die Präsenzveranstaltungen nach der Hauptwelle der Pandemie konnte gezeigt werden, wie es gelingen kann Sicherheit und Verantwortungsbewusstsein in einer gelungenen Tagung zu dokumentieren.

Zu Beginn würdigten die beiden Veranstalter, Prof. Dr. Steffen Arnold von der DHBW Villingen-Schwenningen und Prof. Dr. Hans-Christoph Reiss vom ifams-Institut der Hochschule Mainz die herausragende Vorbereitung der Verantwortlichen in der Neuen Tonhalle in Villingen. Als Vorzeige-Beispiel für den „post-pandemischen“ Transfer von Wissenschaft in die Gesellschaft gingen wichtige Signale in die sozialwirtschaftliche Branche und zu den Partnerunternehmen. Auch umgekehrt gingen von der Tagung bedeutsame Anregungen der Zuhörerschaft in Richtung Hochschulen aus.

Mit seiner Keynote „  Zwischen Tradition und Innovation: Was Sozialwirtschaft und Social Entrepreneure voneinander lernen können“ machte Prof. Dr. Hartmut Kopf, welcher Cornelia Röper, Geschäftsführerin der mitunsleben GmbH und Vorständin des Verbands für Digitalisierung in der Sozialwirtschaft e.V. (vediso), vertreten musste, den inhaltlichen Auftakt zu einem munteren Austausch über die Entwicklungen und Umbrüche in der Sozialwirtschaft durch die Digitalisierung. Man stehe erst am Anfang vieler Möglichkeiten. Entstanden sei das Angebot einer Pflege-Plattform als Reaktion auf das veränderte Online-Nutzungsverhalten, das auch in der Sozialbranche immer mehr Umdenken nötig mache. „Hier muss man dann manches Bisherige fallen lassen, was Vielen schwerfällt.“ Zugleich machte er mit einer Metapher Mut: „Sie müssen nicht auf einen Schlag die ganze Flotte umlenken. Schicken Sie stattdessen erst einmal kleine Speedboote aus und schauen, was das bringt.“ Und insgesamt: „Lernen Sie von Start-Ups. Diese probieren einmal mal eine Idee ohne große Kosten etwa mit einem Video auf Youtube aus und beobachten, wie das ankommt. Erst dann wird richtig investiert oder eben nicht.“

Anschließend ging es wie in den vergangenen Jahren in die Foren, die jeweils zwei Mal durchgeführt wurden, um möglichst Vielen mindestens zwei Teilnahmen zu sichern.

 

Forum Personal

„Innovative Geschäftsmodelle: Herausforderungen und konkrete Ansätze für eine ganzheitliche Personal- und Organisationsentwicklung“ – Nele Freudenberg und Birgit Nawrath von der CONTRACT KG erklärten, Digitalisierung bedeute auch einen Kulturwandel. In der neuen VUCA-Welt (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) seien etwa mit einem Mal flache Hierarchien gefragt, um den Anforderungen des Marktes schnell gerecht zu werden. In ihrem Forum stellten sie unter anderem Möglichkeiten vor, Führung neu zu gestalten – basierend auf mehr Partizipation und Beteiligung. Zur konkreten Bewältigung von neuen Aufgaben rieten sie zu mehr Kooperation unter den Non-Profit-Organisationen.

 

Forum Digitalisierung

„Ansätze eines digitalen Teilhabemanagements bei einem Leistungserbringer in der Eingliederungshilfe und Vision zur Weiterentwicklung gemäß den Anforderungen des BTHG“ – Thomas Müller, Werkstattleiter der Theo-Lorch-Werkstätten gGmbH, gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick, wie digitale Teilhabe gemäß den Anforderungen des Bundesteilhabegesetzes mit dem Dokumentationsprogramm VIA-S der Dobrick + Wagner Softwarehouse GmbH aussehen kann. Als Administrator der Software stellte er bereits umgesetzte Entwicklungen wie Eingliederungsplan, Kurs- und Angebotsverwaltung sowie Essensverwaltung vor. Darüber hinaus wurden auch Zukunftsvisionen angerissen. Dazu zählt das Smartphone als Arbeitshilfe mit einer Essensbestellung per App. Treiber für die technische Herausforderung sei die Frage „Wie können die Klienten die Hilfe, die sie über das Bundesteilhabegesetz erhalten, selbständig dokumentieren?“

 

Forum Start-up/Geschäftsmodelle

„Geschäftsmodelle, die die Praxis der Sozialwirtschaft prägen werden“ – Thomas Eisenreich, Vice President Business Development der Home Instead GmbH & Co. KG, informierte unter anderem über die Vorteile des Geschäftsmodells “Franchising”. Der private ambulante Pflegedienstbetreiber Home Instead nennt als Argumente das geringe Risiko – etwa durch die Übernahme eines bewährten Marketingkonzepts einer etablierten Marke mit Schulungen und Trainings sowie umfangreichem Support aus der Systemzentrale. Home Instead wachse stark, auch weil Franchisenehmer einen wirtschaftlich und finanziell eigenständigen Betrieb führen und ein großes Eigeninteresse an soliden Finanzen hätten.

 

Forum Strategie

„Innovative Geschäftsmodelle aus BTHG-Sicht und deren wirtschaftliche Umsetzung“ – Jochen Richter von der Curacon GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Münster und seit vielen Jahren Premium-Partner der Sozialwirtschaftlichen Managementtagung, setzte sich im Sinne seiner Zuhörerinnen und Zuhörer mit der Frage auseinander „Was sichert uns als Sozialunternehmen wirtschaftlichen Erfolg?“. Seine Ratschläge drehten sich um den Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette im Verhältnis zum Klienten bis hin zur Prüfung von strategischen Kooperationen wie etwa Server-Dienstleistungen im IT-Bereich („Shared Services“) bis hin zu weitergehenden Digitalisierungspartnerschaften. Insgesamt rechnet der Experte damit, dass große (Sozial-)Unternehmen weiter wachsen werden, Nischenanbieter sich behaupten können, aber Mittelgroße vom Markt verdrängt werden.

 

Impulsvortrag

„Disruption von Geschäftsmodellen: Warum früher nicht alles besser war und wir trotzdem hart für ein erfolgreiches Morgen arbeiten müssen“ – Kip Sloane von der rosenbaum nagy Unternehmensberatung ging bei seinem Vortrag mehrfach auf vorangegangene Workshops und den Eingangsvortrag von Hartmut Kopf und die Eröffnungsrede von Prof. Dr. Arnold ein. So erklärte er, wie sinnvoll es sein kann, sich mit Start-Ups zu verbünden – im Sinne einer „erhaltenden Innovation“, weil diese das eigene Sozialunternehmen nicht überfordert und in der eigenen Existenz nicht in Frage stellt. Zugleich sei es zuweilen nötig, sich angesichts massiver technologischer Fortschritte die Frage zu stellen, wann dadurch das bestehende Geschäftsmodell möglicherweise existentiell gefährdet ist. Als Beispiel nannte der Referent die Pflegeberatung – anfangs ausschließlich persönlich, ab 2000er telefonisch, seit Mitte 2010 per Chat und ab Mitte der 2020er möglicherweise per Chatbot. Solch eine Pflegeberatung als automatisierter Prozess stelle eine „disruptive Innovation“ dar. Gleiches gelte auch für Dienstleistungs-Plattformen wie etwa mitpflegeleben.de. Solche radikale Veränderungen zu bewältigen werde eher kleineren Unternehmen zugetraut. Kip Sloane abschließend und in der Absicht, unbegründete Ängste zu nehmen: „Nicht jede Innovation ist eine Disruption. Nicht jede Veränderung muss gleich eine disruptive sein.“

Anschließend bedankten sich beide Professoren – Arnold und Reiss – bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und beim gesamten Organisationsteam. Und sie luden zu einem Wiedersehen im kommenden Jahr ein – zur dann 3. Sozialwirtschaftlichen Managementtagung am 29. September 2021 in einem wieder insgesamt sicheren Umfeld und mindestens ebenso sicheren Rahmenbedingungen wie in der Neuen Tonhalle zu Villingen in 2020.



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